Foto: Mandragora officinalis. © Annekatrin Puhle
Annekatrin Puhle: Alraune
In: Grenzgebiete der Wissenschaft, 53 – 2004 -3. Innsbruck: Resch. S. 275-280.
Alraune (Mandragora offincinarum L.), geheimnisumwobene Pflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse, berühmteste Zauberpflanze aller Zeiten. Über keine Pflanze dürfte mehr geschrieben worden sein als über die “Königin aller Zauberkräuter”. Die “dämonische Wunderpflanze” (Schöpf) ist umrankt vom Glauben an ihre magischen Kräfte. Allerdings ist sie keine Märchenfigur, sondern existiert tatsächlich.
Die Etymologie des Wortes “Mandragora” ist ungeklärt, dafür läßt sich aus ihrem germanischen Namen A., ahd. alruna, seine Bedeutung ablesen: ahd. runen heißt nach Horst “wissen, erforschen, enträtseln” (Horst, Bd.5, S.333) und nach Kluges Etymologischem Wörterbuch “heimlich und leise reden”, wie es noch heute in dem Verb “raunen” weiterlebt. Auch got. runa und altnord. run gehören sprachgeschichtlich zum Wort “A.” und bedeuten “Geheimnis”. So wird die Zauberpflanze zu einem Wesen, das um geheime Dinge weiß und sie auf geheimnisvolle Weise weitergibt. Was den ersten Teil des Wortes “A.” betrifft, so divergieren die Meinungen: Die A. ist entweder die alles Wissende (Horst, Bd.5, S.332f, Anm.; Rätsch 1998, 345) oder die über das geheime Wissen der > Alben Verfügende, eine > Albruna (Zahlner; DNP; Paulys Realencyclopädie). Nach Marzell könnte ahd. alaruna ein Eigenname (wie Alrun, Gudrun oder Sigrun) für weibliche Kobolde sein (Marzell in Bächtold-Stäubli).
Auch einige derkaum zählbaren volkstümlichen Namen für die A. klingen aufschlußreich: Arztwurzel, Alraunmännchen, Armesünderblume, Dollwurz, Drachenpuppe, Erdmännchen, Folterknechtwurzel, Hackemännchen, Henkerswurzel, Hundsapfel, Galgenmännlein, Geldmännlein, Hausväterchen, Kindleinkraut, Liebesapfel, Liebeswurzel, Mannträgerin, Menschenwurzel, Unholdwurzel undZauberwurzel. Dazu kommen die bezeichnenden Namen, mit denen die A. von anderen Völkern charakterisiert wurde und die häufig den im Deutschen geläufigen Zusatznamen entsprechen: griech. Anthropomorphos, “menschengestaltig”, belg. Mannekin, “Männchen”, griech.Bombochylos, “ein Saft, der dumpfes Rauschen erzeugt”, rumän. Matragun, “Hexentrank”, pers. Mehr-e-giah, “Liebeskraut” oder pers. Mardom ghiah, “Manneskraut”, arab. Luffah manganin, “Tolläpfel” und engl. Womandrake (vgl. Rätsch 1998, 344f). Noch heute heißt die Pflanze in Griechenland Mandragóras und Mandragora in Italien. Luther übersetzt Mandragora mit “Liebesapfel” (Gen 30,14), was für die Verwandtschaft des lat. Wortes mit dem Persischen spricht.
Es gibt verschiedene Arten der A., von denen nur zwei in Europa vorkommen. Einst im Schwarzwald, in der Lausitz, um Göttingen und noch inanderen deutschen Gegenden heimisch – Horst schreibt 1826, sie sei in Deutschland außerordentlich selten (Bd.6, S.280) -, ist sie heute in Deutschland wohl nicht mehr zu finden.
Das Zauberhafte an dieser Pflanze ist zunächst die Ähnlichkeit ihrer bis zu einem Meter langen Wurzel mit einem kleinen Menschen. Der Rest der Pflanze ist eher unscheinbar, so unscheinbar, daß sie praktisch schwer zu identifizieren ist. Nur nachts könne man sie an dem roten Licht, das aus ihr leuchte, erkennen (Schöpf). Die stengellose Pflanze hat breite Blätter, die direkt aus der Wurzel kommen und eine Rosette bilden, aus deren Mitte bläuliche bis violette, glockenförmige Blüten wachsen. Sie trägt goldgelbe Beeren mit fruchtigem Aroma, die ähnlich wie Tomaten schmecken, während ihre Blätter nach frischen Tabak riechen (Rätsch 1998, 346). Werner spricht dagegen von ihrem “bitteren, scharfen und ekelhaften Geschmack” und einem “stinkenden und die Kopfnerven unangenehm beeinflussenden” Geruch. Schon Plinius berichtet von den stark riechenden, tiefgelben Beeren der Zauberpflanze, deren Genuß die Hirten betäube.
Die A. spielte im Altertum eine wichtige Rolle als Ritualpflanze sowie als Rausch- und Heilmittel. Der Glaube an die besondere Kraft der A. scheint aus dem Orient und östlichen Mittelmeerraum mit der gelehrten magischen Literatur nach Europa gekommen zu sein, wo er im späten Mittelalter seine Blütezeit hatte. Die frühesten schriftlichen Zeugnisse über die A. sind wahrscheinlich auf assyrischen Keilschrifttafeln sowie im AT (Gen 30, 14) erhalten (Rätsch 1998, 345). Wir haben ferner diverse Schriften aus der griechisch-römischen Antike, die mit großer Wahrscheinlichkeit auf die A., die als heilige Pflanze der > Aphrodite galt (Müller- Ebeling, 105), und den mit ihr verbundenen Liebeszauber anspielen. Auch im alten Ägypten war sie vermutlich schon bekannt.
Die Pflanze wurde in der Antike als Anästhetikum, Antiseptikum, Tonikum und Narkotikum benutzt (Müller-Ebeling, 194). Für die alten Assyrer war die A. ein Schmerz- und Betäubungsmittel. In Ägypten, Griechenland und Rom verwendetet man sie als psychoaktiven Zusatzstoff zum Wein, oder man stellte, so in Griechenland, ein A.-Bier her, das ebenfalls einen bewußtseinsverändernden Effekt hatte. A.wein war auch ein Todestrunk für einen Gekreuzigten, so verlangte es eine römische Sitte. Ferner schätzte man schon in der Antike den sedativen Effekt der Mandragora, und noch im MA galt A.-Wein als Schlaftrunk. Bei Lukian heißt es im 2. nachchristlichen Jh., daß auf der Insel der Träume nur Mohn und Mandragora blühen (Verae historiae, II, 33). In der Spätantike bezeugt Suidas die hypnotische Wirkung der A., ihre Frucht lasse alles in Vergessenheit versinken.
In der antiken Literatur wird eine aphrodisische Wirkung der Mandragorawurzel angedeutet. Ihr Verkauf war den Drogisten in Rom verboten (Müller-Ebeling, 102). Die A. war eher bei den Semiten als > Aphrodisiakum beliebt, die glaubten, daß allein schon die unter das Bett einer Frau gelegte Wurzel schwanger machen würde. Für den Gebrauch der A. als Zauberpflanze im alten Ägypten gibt es keine sicheren Belege.
Die Anfänge des mittelalterlichen Glaubens an die Zauberkraft der A. liegen bereits im klassischen Altertum. Sie kann böse Geister, die von Menschen Besitz ergriffen haben und lebensbedrohend sind, austreiben, allein schon, wenn sie in die Nähe der Kranken gebracht wird. Entsprechend gefährlich ist daher auch das Ausgraben dieser Pflanze, da sie vor Schmerz einen durchdringenden Schrei von sich gibt. Theophrast (Hist. pl. IX 8,89) berichtet über die Ausgrabung der A.-Wurzel: Man muß mit dem Schwert 3 mal einen Kreis um die Pflanze machen und sie dann nach Westen gerichtet herausschneiden. Eine andere Person muß währenddessen um sie herumtanzen und von Liebesdingen reden. Plinius wiederholt diese Anweisung, ergänzt aber noch, daß man sich vor Gegenwind schützen müsse. Auch noch im Altertum folgte die Weiterbildung des Glaubens, daß das Ausgraben der Wurzel für den Gräber sehr gefährlich oder sogar tödlich sei. Man müsse Urin einer Frau oder Menstruationsblut auf sie gießen oder besser noch solle man um sie herumgraben, bis nur einer kleiner Teil der Wurzel noch in der Erde stecke, und einen Hund den Rest herausziehen lassen, indem man ihn an die Wurzel binde. Nach vollbrachter Tat falle der Hund sofort tot um. Die ausführlichste Quelle dieser Vorstellungen ist die Schrift “Bellum Judaicum“ (VII 180ff) von Josephus Flavius (37 – 39 n.Chr.). In Deutschland bevorzugte man für dieses unangenehme Unterfangen, der Wurzel den letzten Ruck zu geben, schwarze Hunde, die man vorher einige Zeit hungern ließ und dann mit Futter von der Wurzel weglockte (Horst 1826, S.280; Bächtold-Stäubli).
Die magischen Kräfte der Mandragora, die man in der Spätantike als ein Geschenk des > Hermes, des Gottes der > Zauberei, ansah, setzte man sowohl für den Heil- als auch für den Schadenzauber ein. Im Laufe der Christianisierung Germaniens wurde die A. immer mehr verteufelt und dämonisiert. Im 12. Jh. schreibt Hildegard von Bingen der Pflanze schon wegen ihrer Ähnlichkeit mit einem Menschen “mehr teuflische Einflüsterung” zu als anderen Kräutern. Man müsse die Pflanze daher vor Gebrauch reinigen und sie nach dem Herausziehen aus der Erde 24 Stunden in Quellwasser legen, dann wäre sie rein, hätte allerdings auch ihre Zauberkraft verloren. Mandragora kann laut Hildegard Trugbilder hervorrufen und ist ein Mittel gegen Traurigkeit (Physica I, 56).
Der Glaube an das wunderwirkende A.-Männchen ist jüngeren Datums und hat sich nachweislich erst seit dem 10. Jh. verbreitet. Die Mandragora-Wurzel diente dieser Vorstellung entsprechend als Fetisch, wurde in Seide eingewickelt, ab und zu gebadet und als Hausgeist verehrt, der allwissend war und über alle vergangenen wie zukünftigen Dinge wußte und befragt werden konnte. Am Anfang des 19. Jh. berichtet Horst von der Herstellung sogenannter “Allraunichen-Bilder”, lat imaguncula Alrunica (Horst, Bd.6, 277-297), was vor allem seit dem 15. Jahrhundert in Europa Mode wurde, und “Von den Wunder=kräften, und dem unermeßlichen Nutzen, welcher mit dem Besitz eines Allraun=Bildes verbunden ist” (Horst, Bd.6, 298-310). Die Allraunichen übernehmen die Funktion von Haus- und Schutzgeistern und werden zu Heinzelmännchen. Die aus der A. geschnitzten Bilder oder Figuren sind fast ausnahmslos Heinzelweibchen (Horst, Bd.5, S.326).
Allraunichen sorgen für das Wohlergehen und die Gesundheit ihrer Besitzer und vertreiben böse Geister aus Haus und Hof, vor allem auch aus den Vieh-Ställen. Sie fördern die Fruchtbarkeit und lindern Geburtschmerzen, so daß die Frauen “wie im Paradies gebähren” (Horst, Bd.6, S.298). Ihren Besitzern, denen sie große Beliebtheit verschafft, kann eigentlich gar nichts mehr passieren, da sie vor allen möglichen Übeln und Unglücksfällen schützt und sogar bei Gerichtsfällen dafür sorgt, daß der Fall günstig entschieden wird, auch wenn es nicht der Wahrheit entspricht (Horst, Bd.6, S.298). Noch zu Horsts Zeiten kursieren Sprichwörter wie “Der hat’s gut wagen, der hat ein Allräunchen, ein Erdmännchen im Keller sitzen” (Horst, Bd.6, S.308).
Im germanischen Bereich verschwimmen die Vorstellungen von Alraunen, Heinzelmännchen, Erdmännchen und Kobolden und anderen magischen Wesen im allgemeinen Volksglauben miteinander. Sprüche wie “Der hat gut reich seyn, dem kommt’s durch das Schlüsselloch, oder zum Schornstein in’s Haus” und “der füttert ein Heinzel=Männchen im Keller” zeugen davon. Die Zeiten, wo sich die Erdmännchen durchs Schlüsselloch zwängen, die Kobolde zum Schornstein hereinfliegen und dieA.-Püppchen im Keller gehegt und gepflegt werden, sind mit Anbruch des 19. Jh.s vorbei (Horst, Bd.6, S.308f).
Das Allraunichen kann wie der gute Hauskobold seinem Verehrer auch die Geheimnisse der Zukunft voraussagen (Horst, Bd.6, S.298, S.302) – eine Funktion, die mit der ursprünglichen Wortbedeutung der A. zusammenhängt. Die Fähigkeit der > Präkognition ist der A. schon von Tacitus (de Morib. Germ. c. VIII. Annal. IV. 61) und Cäsar (de Bello gallico L. I. 50) zugeschrieben worden.
Die Hofbibliothek in Wien soll zwei Allräunchen besessen haben, die wie kleine Kinder behandelt wurden. Diese mußten häufig gebadet werden, und zwar in bestem Wein, andernfalls würden sie schreien wie Neugeborene (Horst, Bd.5, S.323).
Berühmte, botanisch nicht identifizierte Zauberpflanzen der Antike wie > Moly, > Nepenthes und die Pflanze der Medea, die “Prometheus-Pflanze”, wurden als Mandragora gedeutet, und man glaubte auch, sie sei die Zauberpflanze, mit der > Kirke laut Homer (Od. X 235f) die Genossen des Odysseus in Schweine verwandelt hatte (Rätsch 1998, 611, 613; Müller-Ebeling, 129, 133). Die Heilige Pflanze der Aphrodite war die echte A., sie blüht noch heute im Garten ihres Heiligtums von Paphos, und die goldenen Äpfel der Aphrodite waren waren die goldgeben Beeren der A., während die als Mandragora bezeichnete Pflanze im kolchischen Garten der > Hekate tatsächlich die > Tollkirsche (Atropa belladonna) war (Müller-Ebeling, 124).
Wie andere berühmte Zauberpflanzen, etwa > Tollkirsche, > Bilsenkraut und > Stechapfel, ist die Mandragora ausgesprochen giftig, und als Gift hat man sie auch verwendet. In größerer Menge genossen wirkt sie tödlich, das bezeugt schon Theophrast (Caus. pl. VI 4,5). Das weite Spektrum der psychoaktiven Wirkungen geringerer, nicht tödlicher Dosen der Pflanze wurde schon im Altertum erkannt. Sie beeinflußt Befinden, Verhalten, Sinneswahrnehmung und Bewußtsein und führt zu Unruhe, Aufgeregtheit, Schwindel und sogar Tobsucht, letztendlich zu einem paralytischen Stadium mit Schlaftrunkenheit. Most beschreibt ihre Wirkung auch als dummachend, empfiehlt sie aber bei Melancholie und Krebs. Die narkotische Wirkung der A. geht besonders von dem flüssigen oder eingedickten Saft der Wurzel aus. Schon der Geruch der Beeren soll betäubende Wirkung haben. Die Beeren unters Kopfkissen gelegt gelten daher allein schon als gutes Schlafmittel. Nach > Plutarch (Mor. 15F) glaubte man sogar, daß Wein, in dessen Nähe A. wuchs, sanften Schlummer hervorriefe. Seit dem 1 Jh. wurde der M.-Wein, wozu der Saft aus der Wurzelrinde verwendet wurde (Dioskorides, IV 75,5), als Narkotikum bei Operationen benutzt. Vor allem der Wurzelrindensaft der Art Mandragora microcarpa läßt den Patienten unmittelbar in der Stellung, in der er sich beim Trinken befindet, für 3 bis 4 Stunden in narkotischen Schlaf fallen (Dioskurides, IV 75,5). Es ist unsicher, ob die niemals sehr beliebte und mit großem Risiko verbundene M.-Narkose noch bis ins 17. Jh. hinein angewandt wurde. Als gynäkologisches Mittel war die A. ebenfalls beliebt. Der Wurzelsaft galt als Menstruation und Geburtswehen fördernd, während der Same getrunken werden sollte, um die Gebärmutter zu reinigen, das Menstruationsblut rot zu machen und den abgestorbenen Fötus abzutreiben. Die A. diente weiter bei Geschwülsten, Entzündungen, Augenentzündungen und Gliederschmerzen. Umschläge aus den Blättern hatten kühlende Wirkung, und der Wurzelsaft wurde bei Podagra und Rose eingesetzt. Auch Kropf und Fettgeschwülste wurden mit der Wurzel behandelt. Im 15. Jh. war die A. ein Bestandteil der beliebten Pappelsalbe, die neben Pappelknospen ausschließlich aphrodisische und psychoaktive Kräuter enthielt.
Für medizinische Zwecke wurden alle Teile der Pflanze verwendet. Die Früchte sollten frisch genossen werden, die Blätter gekaut oder getrocknet werden, geraucht wie Tabak oder als Räucherwerk benutzt werden.
Die bisher nachgewiesene Inhaltstoffe der A. sind die Tropanalkaloide Scopolamin, Atropin, Apoatropin, L-Hyoscyamin, Mandragorin, Cuskohygrin, Nor-Hyoscyamin, 3 -Tigloyloxytropan und 3,6-Ditigloyloxytropan. Sie ergeben zusammen die früher als “Mandragorin” bezeichnete psychoaktive Mischung (Rätsch 1998, 355).
Die Mandragora war aufgrund der ihr zugeschriebenen magischen (Heil-) Kraft sehr gefragt und wurde auf Märkten zu unglaublichen Preisen angeboten, wobei auch immer viel Betrug mit im Spiel war, da die echte Pflanze rar war. So suchte man nach vielerlei Ersatz, wobei dieser auf dem Markt nicht immer als solcher deklariert wurde. Solche Ersatzwurzeln stammten von den Pflanzen > Allermannsharnisch, Blutwurz, Enzian, Galgant, Ginseng, Iris, Kalmus, Karotte, Knabenkraut, Schlafbeere, > Tollkirsche, Tollkraut, Skopolie, Wegerich, Schwertlilie und Zaunrübe (Rätsch 1998, 347; Bächtold-Stäubli).
In Kleinasien sind die zurecht geschnitzten Wurzeln der Mandragora als Aphrodisiaka bis auf den heutigen Tag beliebt, und auf ägyptischen Bazaren wird die A.-Wurzel noch im 20. Jh. zur Beschwörung von Krankheitsdämonen angeboten. Auch in Europa konnte man die zerkleinerte Wurzel der A. noch bis zumBeginn des 20. Jh. ohne weiteres in Apotheken käuflich erwerben, und auch die ganze Wurzel wurde als sogenannte Glücksalraune, in der man allerdings Fasern vom > Allermannsharnisch entdeckte, für rund zwei Mark bei Wertheim in Berlin angeboten (Bächtold-Stäubli). Heute gelangt die “Mandragorae Radix conc.” nur noch sehr selten in den pharmazeutischen Handel – sie ist rezeptfrei, doch apothekenpflichtig. Man verwendet die Pflanze mehr als homöopathisches Mittel, und die Urtinktur ist frei verkäuflich (Rätsch 1998, 356).
Lit.: Bächtold-Stäubli, Hanns (Hg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. 10 Bde, Berlin: W.de Gruyter, 1987; Dioskurides: Pedanii Dioscuridis Anazarbei de materia medica libri V ed. M Wellmann. 3 voll. Berolini 1907-1914. Dt. Übersetzung von J. Berendes. Stuttgart 1902; DNP = Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike. Hg. v. Hubert Cancik u. Helmuth Schneider, Bd. 1ff Stuttgart, Weimar: J.B. Metzler 1996ff; Hoops, Johannes (Hg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 17 Bde ff, Berlin, New York: Walter der Gruyter ²1973ff; Horst, Georg Conrad: Zauber-Bibliothek oder von Zauberei, Theurgie und Mantik, Zauberern, Hexen, und Hexenprocessen, Dämonen, Gespenstern, und Geistererscheinungen. 6 Bde Mainz: Florian Kupferberg 1821-1826; Müller-Ebeling, Claudia u.a.: Hexenmedizin, Aarau, CH: AT, ²1999; Paulys Real-Encyclopädie. Hg. v. G. Wissowa u.a. Stuttgart 1894ff, Bd. 14 1930; Rätsch, Christian: Heilkräuter der Antike in Ägypten, Griechenland und Rom. Mythologie und Anwendung einst und heute. München: Eugen Diederichs 1995; Rätsch, Christian: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Aarau, CH: AT, 1998; Schöpf, Hans: Zauberkräuter, Graz: Akadem. Druck- u. Verlagsanstalt 1986; Zahlner, Ferdinand: Kleines Lexikon der Paranormologie. Hg. v. A. Resch, Abendsberg: Josef Kral 1972.
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